Vertreter der Realschule Munster für eine Woche zu Gast in Tallinn
Seit Jahren liegt Estland beim Pisa-Test weit vor Deutschland. Was macht das kleine Land im Baltikum besser als wir? Dieser Frage sind die beiden Lehrer der Realschule Munster Maximilian von Kortzfleisch und Marc Bobka nachgegangen und haben sich gemeinsam mit Gerd Engel als Vorsitzenden des Schulausschusses der Stadt Munster kürzlich für eine Woche auf den Weg nach Tallinn gemacht.
Taavi Vilba, zweiter Schulleiter des Riijümnaasium, hat die drei eingeladen. Insgesamt konnten die deutschen Vertreter in dieser Woche vier Schulen samt Unterricht kennenlernen. Der erste Eindruck: „So wahnsinnig groß sind die Unterschiede auf den ersten Blick eigentlich nicht“, stellte Marc Bobka nach dem ersten Schultag in Tallinn fest. Die technische Ausstattung ist vergleichbar mit der Realschule Munster, die Klassenstärke ist eher höher, die Räume sind eher kleiner. „Allerdings kommt mir der Wohlfühlfaktor in den Schulen höher vor“, so der Munsteraner Lehrer. So ist das Riijümnaasium erst zwei Jahre alt. Viel Licht, breite Gänge, eine moderne Mensa und an vielen Stellen gibt es die Möglichkeit, sich in den Pausen wie z.B. beim Tischtennis körperlich zu betätigen. Dass man sich auch in einem uralten Gebäude richtig wohl fühlen kann, beweist das Gustav Adolfi Gümnaasium. Diese Schule besteht schon seit 1631 und geht unverkennbar aus einem noch älteren Kloster hervor. Alles ist sauber und hell, „trotzdem riecht es hier in jeder Ecke förmlich nach Geschichte“, begeisterte sich Maximilian von Kortzfleisch. Aber reicht das aus, um im Bildungsvergleich besser zu sein als Deutschland?
„Es hat viel mit der Mentalität der Esten zu tun“, so erklärt Taavi Vilba das gute Abschneiden der Esten im Bereich der Bildung. So konnten die drei deutschen Gäste feststellen, dass in allen besuchten Schulen die Lernatmosphäre sehr konzentriert war. „Die meisten Schülerinnen und Schüler wollen später auch beruflich voran kommen“, so Vilba. Zudem hat Estland nur einen geringen Anteil an Migranten und muss daher auch nicht so viel Integrationsarbeit leisten.
Der estnische Schulleiter möchte gerne einmal die Realschule Munster besuchen. So könnte sich mittelfristig auch eine Kooperation zwischen den beiden Städten Munster und Tallinn entwickeln. Ermöglicht wurde die Reise über das Erasmus Plus-Programm der EU und unter der Vermittlung der CDU-Europaabgeordneten Lena Düpont.
Was die drei Munsteraner aber auch noch festgestellt haben: Es lohnt sich nicht nur ein Blick ins estnische Schulsystem, auch ein Besuch des Landes mit all seinen städtebaulichen und landschaftlichen Schönheiten ist auf jeden Fall ein Gewinn.
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